Vorfisch ist besser als Nachfisch
Grundeis ist ein kleiner Ort, irgendwo und irgendwann in einer gar nicht so fernen Zukunft. Ein sicherer Ort. Überall Zäune und Gitter und Gatter und Schlösser und Schilder und Schranken und Stacheldraht und Riegel und Regeln und Vorschriften und Verbote und Kontrollen und Kameras und Absperrungen und Alarmanlagen. Dazwischen Geranien. Die Grundeiser haben sich gut eingerichtet in ihren kleinen Häuschen, hinter ihren hohen Zäunen, und sie lassen alltäglich die erforderliche Vorsicht walten. Dafür sorgen schon - fast unbemerkt, aber gewissenhaft - die anderen Grundeiser, so dass alle auchwirklich sicher sind: Nicht zu dicht am Abgrund stehen, immer zweimal abschließen, nicht zu schnell fahren, nicht zu hoch hinaus wollen oder zu tief graben, keine zu intensiven Gedanken hegen, eine Armlänge Abstand (besser drei), nur ins flache Wasser, nicht allein im Dunkeln, stets das Pfefferspray einpacken und bitte nichts anfassen! Bleibt weg vom offenen Fenster. Eines Tages taucht eine neue Bewohnerin in Grundeis auf, und sie ist merkwürdig. Sie zieht in das Geisterhaus, in dem keiner mehr wohnen will, seit damals... - Sie sitzt im Dunkeln noch draußen auf ihrer Veranda. Sie spricht mit Fremden und trinkt Bier. Und sie hat einen Fisch. Einen echten. Was soll man davon halten?! In seiner neuen Produktion blickt das Herxheimer Dorftheater der Angst fest ins Auge und erschafft mit "Grundeis" einen skurril-dystopischen Ort, in dem die allerkleinsten Flossen die allergrößten Wellen schlagen.
Es spielten: Ulrike Bächle-Hahn, Klaus Bredel, Malou Detzel, Peter Detzel, Gerhard Dreisigacker, Ede Gauly, Moritz Hahn, Raphael Hahn, Rüdiger Knoll, Ella Lechner, Sophie Malthaner, Peter Seibel, Judith Schmitt und Lukas Walz
Buch & Regie: Esther Steinbrecher
Co-Regie: Leander Ripchinsky
Bühne & Kostüm: Jörn Fröhlich, Cansu Incesu
Technik: Kim Acker
Uraufführung: 13.01.2017 im Chawwerusch Theatersaal, Herxheim
Presse
"(...) Regisseurin Esther Steinbrecher hat ihre Dramödie "Grundeis - Vorfisch ist besser als Nachfisch" in einem Dorf angesiedelt, in dem die Angst so sehr regiert, dass die Bewohner schon Hasenohren haben und in Käfigen hausen. Sehr zum Vergnügen des Publikums. (...) Dieses Anfangsszenario ist gut gemacht und raffiniert durchdacht, weil es in vielen Momenten und Textfragmenten leidlich bekannte Alltagssituationen zuspitzt und jeden Bewohner als markanten, mehr oder weniger exaltierten Charakter mit eigenen Sehnsüchten, Gefühlen und Handicaps zeigt. (...) Sie alle spielen ihre Rollen mit so großer Hingabe und echtem Herzblut, dass man ihnen ihre Macken aus dem Stegreif abnimmt."
Die Rheinpfalz